Squealer-Rocks.de Live-Review
Lest (16.07.2004, Duppigheim, Vieux Moulin, Jack)

Man glaubt es gar nicht, wo man heutzutage überall Konzerte geben kann. Das „Vieux Moulin“ in Duppigheim (im Elsass) ist da so ein Beispiel. Erst einmal muss man dieses Restaurant finden, denn wenn man die „Rue de Moulin“ mit dem Auto entlang fährt, landet man nach einigen hundert Metern auf einer Landstraße, die von Feldern umgeben ist. Doch das scharfsichtige Auge erkennt gegen Ende dieser Straße ein Schild mit der Aufschrift „Vieux Moulin“. Dahinter verbirgt sich ein Bauernhaus ähnliches Restaurant, in dem die Progressive Rockband Lest am 15. Juli um circa 21.00 Uhr ein Konzert gab. Mit einer Decke in Höhe von etwa zwei Meter und 30 Zentimeter sind das zwar nicht gerade Idealbedingungen für ein Rockkonzert, aber vorweg die Truppe meisterte diesen Auftritt mit Bravour.

Lest teilten ihren Gig im „Vieux Moulin“ in zwei Abschnitte. Teil eins beinhaltete acht Songs, darunter das wunderschöne Stück „The Awakening“, worauf sich die 5-köpfige Truppe eine Auszeit von etwas mehr als 15 Minuten gönnte. Durch diese ersten acht Lieder des Albums 3937 wurde bereits deutlich in welche Richtung das Songmaterial von Lest tendiert. Kansas und vor allem Pink Floyd (Soli) gehören mit Sicherheit zu den Einflüssen dieser Band, jedoch vernachlässigen die fünf auch härtere, metallische Parts (Beispiel: Iron Maiden) und Breaks zu keiner Zeit, so dass sich Lest nie auf einen genauen Stil festlegen und somit zu 99,9 Prozent alle Kennzeichen des Progressive Rocks erfüllen.

Den zweiten Teil des Abends begannen Lest mit dem Instrumental „Hunting“, das von einem harten, präzisen, minutenlangen Drumsolo eingeleitet wird. Von nun ab bekam das Quintett von Lied zu Lied immer mehr Selbstvertrauen. Über die Lautstärke des 21 Lieder starken Sets kann sich auch keiner beklagen, denn meiner Meinung nach war der Sound weder zu leise noch zu laut eingestellt. Mit „Last Chance“ spielte die Band das letzte Stück der regulären Setliste, die das gesamte Konzeptalbum 3937 enthielt, um kurze Zeit später mit dem Kansas Cover „Carry On My Wayward Son“, einem neuen Song und einer weiteren Coverversion (Deep Purple – Mistreated) zu zeigen, dass sie neben klasse Eigenkompositionen auch ausgezeichnet Cover spielen können (mir gefällt die Darbietung Lest’s von Cover „Carry On My Wayward Son“ sogar besser, als die von Kansas).

Alles in allem bereiteten mir und allen anderen Zusehern und -hörern Franck Le Bouvier (Gesang), Yannick Kirschhoffer (Gitarre), Pascal Rameix (Bass), Michel Gonçalves (Keyboards) und Didier Kopp (Schlagzeug) in den fast drei Stunden ihres Auftritts einen fast schon denkwürdigen Abend, der bis auf die hohen Getränkepreise (3,50€ für eine Cola!) besser nicht hätte sein können.

Setliste (Merci à Lest):
01 - Images From The Future (Instrumental Overture)
02 - The Awakening
03 - 12th Of September
04 - The Magician
05 - City Night
06 - Memories
07 - Crying Game
08 - Snake (A New Friend)
09 - Hunting (Instrumental)
10 - The Tower
11 - Blue Sector III
12 - The Meeting
13 - Realm Of Robots (Hunter n°369)
14 - The Valley Of Hope
15 - Angel Of Death
16 - Prisoner Of Time And Space
17 - Space Camp
18 - Last Chance
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19 - Kansas: Carry On My Wayward Son
20 - ein neues Lied von Lest
21 - Deep Purple: Mistreated