Squealer-Rocks.de Live-Review
(26.06.2010, Amphitheater Gelsenkirchen, Squealer-R.,Metal.de)

Dass das von den Kollegen der Rock Hard initiierte Festival als eines der fanfreundlichsten gilt, ist schon lange bekannt. So kann man auch zum Rock Hard-Magazin selbst stehen wie man will, an dem Festival gibt es meistens nichts auszusetzen und man liest jedes Jahr aufs Neue, dass sich andere Veranstalter an dem Pfingst-Event in Gelsenkirchen mal eine Scheibe abschneiden sollten. Dies kann man im Prinzip auch für das diesjährige Rock Hard Festival so unterschreiben, denn wirkliche Ärgernisse gab es nur wenige. Eines davon darf hier ruhig erwähnt werden (die anderen betreffen einige der anwesenden Bands), denn es ist nicht nur seltsam, sondern in Anbetracht des Wetters, das wir Pfingsten hatten, fast schon eine Frechheit den Fans gegenüber die Preise für Wasser von Freitag auf Samstag um 30 Cent anzuheben. Da würde mich mal die Erklärung der Veranstalter interessieren. Das aber nur am Rande. Ansonsten war es mal wieder ein Festival, das den Fans allerlei musikalisches Konfekt bot, unter anderem die mit Spannung erwarteten Konzerte von ACCEPT, EXHORDER und VIRGIN STEELE. Als Fazit bleibt vorweg aber zu sagen, dass es abermals ein wirklich wunderbares Festival war. Dank an dieser Stelle für die Kollegen von Metal.de für tatkräftige Unterstützung.

{KETZER}
Die junge Black Thrash Kombo KETZER aus Bergisch Gladbach in Nordrhein-Westfalen hat die Ehre, das diesjährige Rock Hard Festival zu eröffnen. Zwar sehen sich die Jungs zu solch früher Stunde noch nicht wirklich vielen Zuschauern gegenüber, zeigen sich davon jedoch völlig unbeeindruckt und liefern eine recht anständige Leistung ab. Kein Wunder, dass schnell die ersten Köpfe zu kreisen beginnen und die Band für die frühe Tageszeit gut abgefeiert wird. Einen gigantischen Pluspunkt bei den Zuschauern gab es mit Sicherheit auch für die Widmung eines Songs an den kürzlich verstorbenen Ronnie James Dio.
Außerdem ist der Sound sehr zu loben, der die druckvollen, schnellen und düsteren Riffs, Blastbeat-Attacken und rasenden Soli optimal an die Ohren der Zuschauer trägt. Präsentiert werden dabei alle Tracks des aktuellen Debüt-Albums KETZERs außer “Inverted Cross” und “My Triumph”. Einzig negativ fällt Fronter Infernal Destroyer auf, der stimmlich live einfach nicht so gut rüber kommt wie auf Platte und oft zu ruhelos und unkoordiniert über die Bühne springt. Insgesamt jedoch ein würdiger Opener für das Festival und optimal zum Aufwärmen für die nun folgenden NECROS CHRISTOS. (Katharina.Beck/metal.de)

{NECROS CHRISTOS}
Als zweite Band des Tages standen die Doom Death-Metaller NECROS CHRISTOS auf dem Programm. Leider muss ich sagen, dass die Vorfreude auf dieses Konzert sehr schnell getrübt wurde.
Als die Berliner auf die Bühne gehen, sind trotz vorderer Position innerhalb der Running Order eine Menge Leute anwesend, die die Truppe auch mit tosendem Beifall empfangen. Die Stimmung ist demnach großartig, was sich aber in Kürze ändern sollte: das Quintett legt eine dermaßen lahmarschige Performance seiner Songs hin, dass man irgendwann nur noch damit beschäftigt scheint, den ständig sich leerenden Inhalt seines Bierbechers zu beobachten, oder zu beobachten, wie die Kameraleute des WDR ihrer Arbeit nachgehen. Nur selten kommt es zu einem ‘oh ja, jetzt geht es los‘-Effekt. Immer dann, wenn die Truppe ein wenig das Gaspedal durchtritt, betätigt sie kurz daraufhin ordentlich die Bremse.
Vor der Bühne wird es schließlich immer leerer und man kann auch sehen, wie die noch vor Ort und Stelle gebliebenen Leute sich lieber miteinander unterhalten, anstatt der Show zu folgen. Das ist definitiv verständlich. Auch das Wort Show kann nicht in Zusammenhang mit dem Konzert von NECROS CHRISTOS gebracht werden. Auf der Bühne ist nichts los. Von Bewegung oder einem gewissen Maß an Ausdruckskraft sowie auch Spaß ist nicht die geringste Spur wahrzunehmen. Es hat den Anschein, als wäre die Truppe zum Amphitheater gekommen, einfach weil sie dazu verpflichtet worden war aber eigentlich keinen Bock auf diesen Gig hatte. Des Weiteren ist es sehr amüsant zu erleben, wenn ein deutscher Frontmann auf einem deutschen Festival englische Ansagen macht.
Das Material des letzten Albums “Triune Impurity Rites“ ist bei weitem nicht schlecht, im Gegenteil, aber NECROS CHRISTOS haben es nicht geschafft, es am 21. Mai richtig zur Geltung zu bringen.
Sorry, aber das war nichts. (MR.MELKOR/Squealer-Rocks.de)

{KATATONIA}
Nach dieser Black/Death Metal-Keule wird es nun etwas ruhiger, bleibt aber ebenso düster, auch wenn das Wetter dies nicht so recht einsehen möchte, denn die Sonne scheint weiterhin unablässig. Ob das allerdings der Musik der Schweden von KATATONIA so gut zu Gesichte steht, mag ich noch zu bezweifeln. Weniger Zuschauer, als ich bei dieser Band erwarte, haben sich im Amphitheater vor der Bühne eingefunden, doch zumindest die Stufen des Theaters füllen sich langsam aber sicher.
Wie man es von KATATONIA live kennt, brauchen sie einige Zeit, um sich in die Show hinein zu finden. So kommt der erste Song “Forsaker”, Opener des neuen Albums “Night Is The New Day” nicht sonderlich gut an aber dies ändert sich bei den folgenden “Liberation” und “My Twin” jedoch überraschend schnell. Dazu können besonders Neuzugänge Per “Sodomizer” Eriksson (Gitarre) und Niklas “Nille” Sandin (Bass) einen großen Teil beisteuern, denn offensichtlich haben sie die vorangegange Tour genutzt, um sich in die Band und Musik einzufinden. Sie präsentieren sich nun voller Spielfreude und bringen irgendwie frischen Wind in die Performance KATATONIAs, was auch auf die anderen Bandmitglieder abfärbt. Besonders Fronter Jonas Renske, sonst nicht der extrovertierteste Typ auf der Bühne, zeigt sich heute wesentlich offener und sucht sogar den Kontakt zum Publikum. Bei den nächsten Songs “The Longest Year”, “Ghost Of The Sun” und “Evidence” finden sich sogar Stück für Stück immer mehr Leute auf der Plattform des Amphitheaters direkt vor der Bühne ein, denn der Auftritt der Schweden vermag durchaus zu gefallen – und das obwohl das schöne Wetter tatsächlich nur schwerlich mit KATATONIA zu vereinbaren ist, wirklich Atmosphäre kommt nämlich kaum auf. Doch davon lassen sich Band und Publikum kaum stören, die Stimmung steigt stetig und als die Schweden nach den letzten Stücken “July”, “Day And Then Shade” und “Leaders” von der Bühne gehen, werden sie mit Applaus und Zugabe-Rufen überschüttet, denen sie aus Zeitgründen aber leider nicht nachkommen können. (Katharina.Beck/metal.de)

{SABATON}
Als die Schweden von SABATON um kurz nach fünf Uhr die Bühne entern, ist es, wie nicht anders zu erwarten, brechend voll vor selbiger und das Volk bereit für sie eine zünftige Panzer-Party. Welchen Stellenwert sich SABATON mittlerweile erarbeitet haben, kann man nicht nur an dem Zuspruch des Publikums sehen, sondern auch daran, dass die Fans textsicher jede Zeile der Songs mitsingen. Dabei ist es egal ob die Band Hits wie “Attero Dominatus“, “Panzer Battalion“ oder neuere Tracks wie beispielweise den Titeltrack der aktuellen Scheibe “Coat Of Arms“ oder “Cliffs Of Gallipoli“ darbieten, die Stimmung ist einfach grandios. Von der guten Stimmung lässt sich die Band natürlich gerne anstecken und spielt einen absolut überzeugenden Gig, der, abgesehen von den subjektiven Wünschen nach dem einen oder anderen nicht gespielten Song, einer der Gewinner an diesem Wochenende ist. Dass die Stimmung bei dem abschließenden “Metal Crüe/Metal Machine“-Medley noch einmal überkocht, braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden. Diese beiden Hommagen an die Großen der Metal-Szene bilden immer den perfekten Abschluss einer Show und so war es auch dieses Mal in Gelsenkirchen. Auch wenn die Band auf Platte mittlerweile im künstlerischen Bereich etwas stagniert, ist live davon nichts zu spüren und das wird hoffentlich auch so bleiben. (Colin/metal.de)



{BLOODBATH}
Die schwedische All-Star-Band BLOODBATH ist wahrscheinlich das Highlight des Freitagabend auf dem diesjährigen Rock Hard Festival. Da bekanntlich alle Bandmitglieder sozusagen mit ihren Hauptbands beschäftigt sind, waren Live-Auftritte in der Vergangenheit entsprechend rar gesät. Umso größer war dann aber die Vorfreude als BLOODBATH dann gegen 19.45 die Bühne bestiegen um ihren einzigen Deutschland-Gig in diesem Jahr zu spielen. Ich denke, dass man über den schwedisch/amerikanisch geprägten Old School Death-Metal der Band nicht mehr allzu viel sagen muss. Man merkt der Band von der ersten Sekunde deutlich an, dass hier absolute Profis des Genres am Werk sind. Zusammenspiel und Sound präsentieren sich dementsprechend routiniert. Vor allem die Gitarristen sind mit großem Eifer bei der Sache und legen eine absolut geile Show hin. Sänger Mikael Åkerfeldt wirkt für meinen Geschmack aber ein wenig zu cool. Na ja, vielleicht wurde vor der Show zu sehr dem Gerstensaft gefrönt, aber mit Lederjacke und übergroßer ‘80er-Jahre-Pornosonnenbrille‘ auf die Bühne zu gehen finde ich etwas unpassend.

Nichtsdestotrotz bekommt man eine gelungene Show, bei der es einen guten Querschnitt aller bisherigen Alben zu hören gibt. Songs wie “Outnumbering The Day“, “Soul Evisceration“ oder der Überhammer “Eaten“ fehlen natürlich nicht in der Setlist. Trotz des eigentlich recht unbedeutenden obigen Kritikpunkts ist die Menge vor der Bühne während des Auftritts eine bebende Masse und BLOODBATH werden völlig zu Recht ordentlich abgefeiert. Volles Brett Death-Metal eben. Ich hoffe, es dauert jetzt nicht wieder 5 weitere Jahre, bis man BLOODBATH wieder auf deutschen Bühnen sehen wird. (Edewolf/Squealer-Rocks.de)


{THE DEVIL’S BLOOD}
Nachdem bei BLOODBATH der Mob ordentlich getobt hat, waren nicht wenige Zuschauer auf die teilweise als “Heilsbringer“ inthronisierten THE DEVIL’S BLOOD mordsmäßig gespannt. Auf Platte hat mich der biedere 70er Jahre Har- Rock der Niederländer in keiner Weise vom Hocker gehauen. Naja egal, habe ich mir gedacht. Es gibt schließlich unzählige Beispiele dafür, dass eine Band live um einiges mehr überzeugt, als auf Platte. Die von der Band mit gefühlten tausend Kerzen, Videoleinwänden und rotem Licht geschaffene Atmosphäre war ansprechend und ich habe tatsächlich gedacht, dass die Band mich wenigstens auf dem Rock Hard Festival überzeugen könnte. Konnte sie aber nicht, denn neben den teilweise langweiligen Nummern, die hier feilgeboten werden, war aufgrund der vielen Kerzen natürlich auch nicht an übermäßige Action auf der Bühne zu denken (wenn man das rumkaspern mit Kunstblut nicht dazu zählt).
Klar, die Musiker von THE DEVIL’S BLOOD sind fähig an ihren Instrumenten und auch Sängerin Farida versteht ihr Handwerk. Das alles macht sie aber noch nicht zu guten Songwritern. Die Band hat es schwer die Fans aus der Reserve zu locken und erntet dementsprechend nicht den Applaus, den man sich als Headliner eigentlich so verspricht. Die vielen Jam-Sessions, beispielsweise bei “The Heaven's Cry Out For The Devil's Blood“, tragen dann auch ihr übriges dazu bei, dass viele Fans der Band schon vor dem offiziellen Ende den Rücken kehren. Was bleibt sind jede Menge Fragezeichen. Warum wird eine Band, die nicht halb so gruselig herüberkommt wie KING DIAMOND, derart gepusht? Schlauer bin ich auch nach diesem Gig nicht geworden. Festhalten kann man aber, dass die Headliner-Position eindeutig zu groß für THE DEVIL’S BLOOD und der Gig alles andere als berauschend war. Souverän, aber zu keiner Sekunde herausragend oder headlinerwürdig.(Colin/metal.de)

{EVILE}
Auch am Samstag ist es im Gelsenkirchener Amphitheater brüllend heiß. Ich hatte sogar den Eindruck, dass sich die Hitze stärker verbreitet als am Tag zuvor. Dementsprechend wunderte es mich auch nicht, dass vor der Bühne erst einmal nicht allzu viel los ist, besonders nicht um diese Zeit. Aber gut, der Laune tat dies keinen Abbruch, denn die Thrash-Metaller EVILE geben ein gutes, wenn aber auch kein herausragendes Konzert. Energiegeladen und in ordentlicher Stimmung wird ein Thrash-Statement nach dem anderen in die vorhandene Menge gefeuert, wobei EVILE sich auch kaum einen spielerischen Schnitzer leisten. Außerdem kommt der enorme Tributzoll der Band an Größen wie SLAYER, EXODUS und auch METALLICA noch mal besonders zum Vorschein.
Das ist insbesondere aus dem Grund so, dass im Allgemeinen Songs live sehr oft eine Spur anders klingen. Nicht nur der Aufbau und die Struktur der Stücke, die EVILE am 22. Mai zum Besten geben, sondern auch der Gesang von Matt Drake verdeutlicht dies noch einmal: er kommt wie eine Mischung aus Tom Araya und junger James Hetfield, wenn auch mit einer deutlichen Prise mehr Vibrato-Klang daher – man erinnere sich nur beispielweise an die Performance zu “Now Demolation“. Ich weise aus dem Grund noch einmal daraufhin, da ich nach wie vor der Ansicht bin, dass durch eine zu große Vorbildhuldigung das wahre Talent einer Band nicht zum Ausdruck kommen kann. Und über jenes verfügen EVILE allemal.
Alles in allem wusste das gegenwärtige Publikum die Qualitäten der Songs und natürlich auch die Band zu würdigen. Sie ließen sich von den Ansagen des Frontmannes hinreißen, hoben die Fäuste zum Zweck der Taktbegleitung und die Matten kreisten ebenfalls ordentlich mit.
EVILE hatten die Anerkennung des Publikums ja auch verdient. (MR.MELKOR/Squealer-Rocks.de)

{BULLDOZER}
Es gibt komischerweise einige Bands, welche zwar, wie im Falle der italienischen BULLDOZER, auf 30 Jahre Bandgeschichte zurückblicken können aber doch der breiten Masse nicht unbedingt bekannt sind und eigentlich immer nur den Die-Hard-Fans als Geheimtipp bekannt sind. Auch ich muss zugeben, dass ich mich im Vorfeld zuerst mal über die Band schlau machen musste. BULLDOZER haben zwei sehr markante Markenzeichen: zum einen sehr räudiger, schneller 80er-Thrash und zum anderen den recht charismatischen Sänger Alberto Contini, welcher bei Auftritten stets im Priesteroutfit von einer Kanzel aus zu den Jüngern des Thrash-Metal predigt.

Diese Art der Bühnenshow ist zwar sehr ungewöhnlich, aber in jedem Fall ebenso wirkungsvoll und sorgt für einen hohen wiedererkennungswert. Da BULLDOZER wohl auch dem Großteil des Publikums nicht unbedingt geläufig waren, ist es vor der Bühne dann auch nicht so voll wie man es angesichts der dargebotenen Musik erwarten hätte können. Naja, was soll’s? BULLDOZER liefern in jedem Fall eine denkwürdige Show ab, wobei den Jungs aus Italien die Spielfreude mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben steht. Auch eine Anspielung, an das an diesem Abend stattfindende Champions League-Finale durfte nicht fehlen, denn als AC Mailand-Fans drücken die Jungs natürlich dem FC-Bayern die Daumen, was sie auch lautstark kund tun. Dann folgt noch eine musikalische Huldigung an ‘Cicciolina‘ (einfach mal googeln) und ein wirklich gelungener Auftritt geht zu Ende. Wer die Band bisher nicht kannte, sollte sich in jedem Fall mal die eine oder andere CD besorgen. Es lohnt sich! (Edewolf/Squealer-Rocks.de)


{ARTILLERY}
Nach dem wundervoll frischen Comeback-Album “When Death Comes“ habe ich mich total auf die Dänen von ARTILERY gefreut. War doch anzunehmen, dass sie viele Klassiker spielen würden. Dies war dann auch der Fall. ARTILLERY stürmen die Bühne und brettern Nummern wie den Titelsong des genialen “By Inheritance“-Albums, die begeistert aufgenommen werden. Dabei ist die Band aber zum Glück mutig genug, die Setlist mit viel Material der aktuellen Scheibe zu spicken. So kann man sehr gut erkennen, dass das neue Material ebenbürtig neben den Klassikern stehen kann, die auch mit dem neuen Sänger Sören Adamsen hervorragend funktionieren und den ehemaligen Sänger Flemming Ronsdorf vergessen machen. Das sehen wohl auch die Fans so, die die Band bedingungslos unterstützen und die Dänen immer wieder zu Höchstleistungen animieren. Das nehmen ARTILLERY natürlich gerne auf und spielen Klassiker wie das famose “Khomaniac“ oder das lauthals geforderte “Terror Squad“ extrem tight und kredenzen uns eine intensive Show, die zwar unter leichten Soundproblemen leidet, aber durch die Spielfreude und den Support der Fans als klasse Gig gesehen werden kann. ARTILLERY, danke, dass ihr wieder da seid. (Colin/metal.de)


{RAVEN}
Direkt im Anschluss an den starken Gig von ARTILLERY gibt es dann ein Leckerchen für die Freunde der NWoBHM. Mit RAVEN haben die Veranstalter nicht nur einen der wichtigsten Acts des frühen Heavy Metal verpflichtet, sondern auch den kultigsten. Die drei Raben wirken auf der Bühne, als ob sie nicht altern würden, was sich in enormer Spielfreude und allerlei spaßiger Interaktion mit den Fans äußert.

Wenn man jetzt noch den ganz normalen Raven-Wahnsinn und Hymnen der Marke “Break The Chains“, “All For One“ oder “Live At The Inferno“ hinzuaddiert, kann man leicht darauf kommen, dass die drei Briten einen perfekten Gig auf die Bretter legen und man etwas mit dem sympathischen Trio fühlt, um die vielen harten Schläge des Business in der Karriere der Band. Doch eigentlich ist dafür kein Platz, denn RAVEN bieten das 80er-Jahre Heavy Metal-Rundumpaket inklusive den typischen Mitsingspielchen – was hier aber in keiner Weise peinlich wirkt, da völlig authentisch und von daher auch nicht deplatziert. Alles in allem ist die Stimmung immer auf einem ganz hohen Level, die Fans sind dankbar die Band zu sehen – feiern sie entsprechend ab – und die Band dankt es ihnen mit einer superben Setlist, in der sogar der Titeltrack des aktuellen Albums seinen Platz gefunden hat. Eines der Highlights des Festivals. (Colin/metal.de)


{EXHORDER}
Die im Jahre 2008 wiedervereinigten EXHORDER waren mir bis vor kurzem noch kein Begriff, obwohl ich auf Bands mit der Schlagkraft von PANTERA oder auch MACHINE HEAD ziemlich abfahre. Peinlich, peinlich, aber gut man ist ja halt auch nur ein Mensch und dementsprechend ist Perfektionismus absolut unmöglich. Somit habe ich es mir mit einem Bierchen gemütlich gemacht und wartete gespannt auf den Sound eines modernen Thrash Metal. Und das Warten hatte sich gelohnt: Die Show, welche die Mannen um Frontsau Kyle Thomas bietet, ist richtig geil. Songs wie beispielsweise “The Law“, “Legion Of Death“ oder “Exhorder“ schlagen ein wie ein Bombe. Aggressiv, wild und mit vollem Elan geht die Band zu Werke. Dem Quartett gelingt es somit, das Publikum von Anfang an zu fesseln und auf seine Seite zu ziehen. Dabei ist es übrigens sehr beachtlich, wie lange sich doch die Leute zu einem Moshpit hinreißen lassen konnten. Bei dieser enormen Hitze muss das unheimlich viel Kraft von einem abverlangt haben.

Seit dem 22. Mai ist mir nun auch bewusst, von wem sich Philip Anselmo hat zu diesem Gesangsstil inspirieren lassen. Die Ähnlichkeit zwischen den Stimmen von Anselmo und Thomas ist beachtlich, besonders wenn man die Songs der PANTERA-Scheiben “Vulgar Display Of Power“ und “Far Beyond Driven“ mit hinzu nimmt. Mir gefällt das. Dementsprechend muss ich auch noch mal betonen wie gut mir die Show von EXHORDER auf dem Rock Hard Festival zugesagt hat. Die Jungs haben wahrhaftig Arsch getreten. Besonders die Saiteninstrumentalisten haben verdammt gute Arbeit geleistet. Nicht ein Verhaspler war wahrzunehmen. Des Weiteren war ebenfalls Leben auf der Bühne zu erblicken. Die Band spielte nicht nur sehr dynamisch, sie verhielt sich auch so. Jeder einzelne von ihnen musste im wahrsten Sinne des Wortes im Schweiß gebadet haben. Besonders Frontmann Thomas ließ sich von alle dem noch mehr anstecken und geriet anscheinend in einen Koller, der sich von Song zu Song immer mehr bei ihm bemerkbar machte.

Je näher das Ende der Show rückte, desto mehr hatte er seine Stimme malträtiert. Ferner schnappte er sich bei dem Instrumental ebenfalls eine E-Klampfe und präsentierte seine Fingerfertigkeit, welche aber natürlich nicht mit den Anderen mithalten konnte.
(Diese Show-Einlage erinnerte mich übrigens an das Ende eines DOWN-Konzerts im Jahre 2007, bei dem Philip Anselmo das Gleiche tat.)
EXHORDER boten modernen Thrash Metal der besten und feinsten Sorte und sie gaben ein Konzert, wie es hätte nicht besser sein können, besonders nicht im Rahmen einer exklusiven Deutschland Reunion-Show. Dennoch muss ich noch mal betonen, dass es auf dem diesjährigen Rock Hard Festival einige Probleme mit dem Sound gab, die sich auch bei EXHORDER bemerkbar machten. Auch wenn hier zwischen den Saiteninstrumenten endlich mal eine gegenseitige Ergänzung zu hören war, so hätte es immer noch ein wenig mehr sein können. So, jetzt heißt es für mich erst einmal die eigene Plattensammlung erweitern.
(MR.MELKOR/Squealer-Rocks.de)

{ACCEPT}

Samstagabend, ein super Festival und kaum Ausfälle bislang. Die Sonne brennt mittlerweile recht angenehm und es ist Zeit für DIE Reunion des Rock Hard Festivals. Klar, EXHORDER haben sich auch reformiert und wurden entsprechend euphorisch aufgenommen. Aber gewartet hat die Metal-Gemeinde einzig und alleine auf die Solinger Stahlschmiede ACCEPT, die sich mit neuem Sänger reformiert hat und auch mit einem neuen Album in den Startlöchern steht. Man hatte das Gefühl, dass 7000 Augenpaare nur auf eine Person, nämlich Mark Tornillo, fixiert sind, als ACCEPT mit “Metal Heart“ in die Schlacht um die Gunst der Fans ziehen.

Gewohnt groovig geht die Band zu Werke und zu den Fähigkeiten an den Instrumenten braucht man keine Worte zu verlieren. Auch mit der Songauswahl sind die Jungs auf der sicheren Seite und kredenzen der hungrigen Meute Klassiker der Marke “Living For Tonite“, “Restless And Wild“ oder natürlich “Balls To The Wall“ und macht damit alles richtig.
Zu meiner persönlichen Überraschung und Freude befindet sich mit “Losers And Winners“ auch eine Nummer im Set, die nicht allzu oft zu Live-Ehren kommt. Da die Band aber dafür bekannt ist auch mal auf Risiko zu spielen, befinden sich mit den vorab veröffentlichten “The Abyss“ und “Teutonic Terror“ auch zwei brandneue Tracks auf der Setlist, die sich zumindest im Livekontext hinter den Klassikern nicht zu verstecken brauchen. Dennoch kommt hier auch die Crux des Gigs zum Tragen.
Ich bin kein Freund von Sänger Mark Tornillo, wenn er die Klassiker interpretiert. Da kann er meiner Meinung nach nicht gewinnen. Seine Stimme klingt zeitweise wie ein extrem heiserer Brian Johnson und teilweise trifft er die Töne auch nicht richtig. Ganz anders ist das hingegen bei den beiden neuen Nummern. Hier passt der Gesang zu den Songs und kann sich auch richtig entfalten, ohne zu sehr an Udo zu erinnern. Es ist also tatsächlich so wie es zu erwarten war: ACCEPT sind anno 2010 eine zwiespältige Angelegenheit. Daher mein (augenzwinkernder)

Tipp: Nehmt mit Mark noch schnell ein zweites Album auf, so dass ihr ein 90 Minuten Programm auf die Beine stellen könnt und überlasst die Klassiker U.D.O.
(Colin/metal.de)

KREATOR}
Endlich sind KREATOR am Zuge. Trotz der vielen meiner Meinung nach wirklich guten Shows an diesem Tag, besonders von ARTILLERY und ACCEPT, habe ich eigentlich nur dem Auftritt der Essener Thrash-Koryphäen entgegen gefiebert, da sie nicht nur zu meinen absoluten Lieblingsbands zählen, sondern zudem eine schlichtweg überragende Live-Band sind, die mich jedes Mal aufs Neue begeistern und mitreißen kann.
Nach dem kurzen Intro “Choir Of The Damned” geben KREATOR mit dem ersten Song “The Pestilence” (unüblich, denn seit dem Release von “Hordes Of Chaos” starten die Essener eigentlich immer mit dessen Titelsong) sofort richtig Gas und brauchen nur wenige Töne, um das Publikum vollends auf ihre Seite zu ziehen.

Von Beginn an wird gemosht und mitgegrölt, was das Zeug hält, unzählige Köpfe kreisen und KREATOR zerlegen einfach alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Es folgt nun doch der Titeltrack des aktuellen Albums und von nun an jagt ein Klassiker den anderen: “Phobia”, “Enemy Of God” und “Impossible Brutality” geben alle durchweg auf die Zwölf und das Publikum kann sich kaum mehr halten. Nur was die Ansagen der Stücke angeht, hält sich Mille heute ziemlich zurück. Schade, denn die haben inzwischen echten Kult-Status erreicht und gehören zu einer KREATOR-Show einfach dazu. Doch Abbruch tut das dieser Wahnsinns-Show in keinster Weise. Mit “Endless Pain” findet nun ein weiterer alter Track seinen Weg in die wirklich gelungene Setlist, bei der kein Gassenhauer der Band fehlt und dennoch auch mal wieder Songs gespielt werden, die die Band lange nicht mehr auf der Bühne präsentiert hat. “Terrible Certainity”, “Extreme Aggression” und “Coma Of Souls” gehen schließlich wieder mitten in die Fresse bis KREATOR nach “Amok Run”, “The Patriarch”, “Violent Revolution” und “Demon Prince” von der Bühne gehen.

Doch so einfach lassen die Zuschauer die Essener nicht gehen und natürlich ist klar, dass das Zugabenpaket “When The Sun Burns Red” (bei dem auf der Leinwand Bilder von gequälten Tieren gezeigt wird, was dem ein oder anderen offensichtlich die Stimmung vermiest), “Flag Of Hate” und “Tormentor” nicht fehlen darf. Dann ist aber leider wirklich Schluss, doch der heutige Auftritt KREATORs ließ absolut keine Wünsche offen. Schade nur, dass die Videoprojektion auf der Leinwand während der kompletten Show gemuckt hat, aber wer braucht schon bewegte Bilder im
Hintergrund der Bühne, wenn auf der Bühne selbst so viel los ist.

(Katharina.Beck/metal.de)

{SACRED STEEL}
Auf die schwäbischen True Metal-Heads um Frontsirene Gerrit Mutz habe ich mich schon das ganze Festival über gefreut. Die neue Platte ist bärenstark und als ich die Jungs das letzte Mal gesehen habe, stand noch eine 19 am Anfang der Jahreszahl. Umso ärgerlicher, dass ich aufgrund logistischer Probleme genau SACRED STEEL verpasse. Argh! Nach Befragung einiger Zuschauer ärgert es mich noch mehr, dass ich die Band verpasst habe, sollen SACRED STEEL doch sehr gut gewesen sein und eine für sie typische Show geboten haben. Sorry. Next time, guys!
(Colin/metal.de)

{KEEP OF KALESSIN}
Warum KEEP OF KALESSIN bereits zu solch früher Stunde auf die Bühne müssen, verstehe ich eigentlich nicht so recht. Schließlich können die Norweger um Mastermind Obsidian Claw bereits auf 17 Jahre Bandgeschichte und fünf veröffentlichte Alben, darunter die zwei Erfolgsscheiben “Armada” und “Kolossus”, zurück blicken. Aber sei‘s drum, der Raum vor der Bühne ist gut gefüllt und auch auf den Rängen haben sich bereits so einige Zuschauer eingefunden, um die Show KEEP OF KALESSINs zu genießen.
Los geht es mit “Dragon Iconography”, dem Opener der neuen Scheibe “Reptilian”. Der Song kommt beim Publikum ziemlich gut an, auch wenn die Stimmung beim folgenden “Crown Of The Kings” von “Armada” deutlich nach oben schnellt. Spätestens jetzt sind auch die allerletzten wach geworden, denn der düstere, extreme Metal KEEP OF KALESSINs, bei dem Genregrenzen und Schubladendenken absolut fehl am Platz sind, schallt so präzise und kraftvoll aus den Boxen, dass es einen geradezu wegbläst. Die nächsten Tracks “Judgement” und “The Awakening” stammen beide vom neuen Album bis Obsidian sich schließlich selbst das Mikro greift, eine Ansage über die Grundwerte des Metal macht und so sämtliche Kommerz-Vorwürfe nach ihrer Teilnahme beim Melodi Grand Prix ausräumt. “The Dragontower” kommt beim Publikum schließlich richtig gut an, die ersten Reihen rasten total aus und als KEEP OF KALESSIN dann noch den Klassiker “Ascendant” hinterher schmettern, wollen die Zuschauer die Band eigentlich gar nicht mehr von der Bühne lassen. Aus Zeitgründen können sie aber leider keinen weiteren Song spielen. Schade, für mich eines der Highligts des Festivals und das trotz der frühen Tageszeit.
(Katharina.Beck/metal.de)

{CRASHDIET}
CRASHDIET gehören zu den Bands, die mir persönlich zu ‘heftig‘ sind. Dieses schon extreme Gepose sowie jene fürchterlichen Outfits, durch welche die Jungs insbesondere mit dieser einen Tonne Haarspray auf dem Kopf auffallen, sind nicht meine Welt und muss ich mir auch nicht unbedingt ansehen. Nur um eines aber klar zu stellen, der Glam-Hardrock der Schweden sagt mir durchaus zu, auch wenn er bei Weitem nicht an die Glanzleistungen von MÖTLEY CRÜE oder auch HARDCORE SUPERSTAR heranreicht. Das muss er auch nicht, denn ich würde durchaus auch so eine Empfehlung für Alben wie “The Unattractive Revolution“ aussprechen. Dennoch muss ich auch sagen, dass der Gig, den das Quartett am Sonntag auf dem Rock Hard Festival hatte, einfach nicht gut war. Klar könnte man jetzt denken, dass ich eh voreingenommen an die Sache herangegangen bin. Aber dann würde ich jetzt insbesondere mit dem Outfit der Band argumentieren.
Das größte Problem hingegen, welches CRASHDIET am 23. Mai haben, ist der Sound. So einen ausgesprochenen Matschbrei ist mir lange nicht mehr zu Ohren gekommen. Alles ist sehr undifferenziert und kommt auch enorm drucklos rüber. Wie soll unter diesen Umständen bei Songs wie beispielsweise “Generation Wild“ oder “In The Raw“ Stimmung aufkommen? So gut wie gar nicht ist das der Fall. Im Vergleich zu den Auftritten von KREATOR, BULLDOZER oder EXHORDER ist hier gar nichts los. Selbst bei dem durchaus kontrovers aufgenommenen Pseudo-Co-Headliner-Auftritt von THE DEVIL’S BLOOD war das Publikum weitaus mehr aktiv.
Für die Band tat es mir insgesamt leid, denn die Jungs schienen mit einer ordentlichen Portion Spielfreude auf die Bühne gekommen zu sein. Auch Neuzugang Simon Cruz, dem zeitgleich ja immer noch die schwere Aufgabe zukam, den 2006 verstorbenen Dave Lepard zu ersetzen, macht einen ganz passablen Eindruck und leistet (wahrscheinlich) ebenfalls einen guten Job. Aber auch bei CRASHDIET scheint sich dann ein Gefühl von Belanglosigkeit einzustellen. Die Saitenfraktion, bestehend aus Martin Sweet an der Gitarre und John London am Bass, läuft nach einiger Zeit nur noch lustlos über die Bühne. Der Blick ist dabei meistens auf das Griffbrett gerichtet, als wollten sie die Show wenigsten soweit damit retten, dass man ihre Fingerfertigkeit nicht in Frage stellen kann. Auch ist kein Enthusiasmus mehr in der Performance der einzelnen Stücke wahrzunehmen, was ja bei diesem Sound auch nicht weiter verwundert. Simon Cruz schaut ebenfalls irgendwann nur noch gelangweilt und uninspiriert daher. So erstaunt es auch weiter nicht, dass die Show für die Verhältnisse einer Glam-Hardrock-Band absolut unspektakulär ausfällt. Es war, wie gesagt, nach einer Zeit nichts mehr los auf der Bühne. (MR.MELKOR/Squealer-Rocks.de)

{ORPHANED LAND}
Mit ORPHANED LAND wird es für mich jetzt noch einmal richtig interessant. Mit ihrem neuen Album “The Never Ending Way Of ORwarriOR” haben sie mich so richtig umgehauen und live habe ich die Band bisher erst einmal erleben können. Dass sie beim diesjährigen Rock Hard Festival spielen, ist einer der Gründe für mich, hier zu sein.
Und es scheint vielen der Festival-Besucher ähnlich zu gehen, denn trotz der frühen Stunde ist es gerammelt voll vor der Bühne und auf den Rängen, als ORPHANED LAND die Bühne entern. Optisch zeigen sich die Israeli in den Gewändern der verschiedenen Religionen, um ihre Anti-Religionskriegs-Einstellung zu untermalen und beginnen sogleich mit “Birth Of The Three” vom 2004er Album “Mabool”, von dem im Laufe der Show noch “The Kiss Of Babylon”, “Ocean Land” und “Norra El Norra” präsentiert werden. Natürlich gibt’s aber auch Tracks des neuen Albums auf die Ohren, so “Barakah”, “Sapari” (leider ohne Sängerin Shlomit Levi, dafür mit Bauchtänzerin auf der Bühne) und “The Path – Treading Through Darkness”. Das Publikum ist schnell gefesselt von der sehr emotionalen Performance der Band, die eine unglaubliche Spielfreude ausstrahlt, besonders Fronter Kobi Fahri, dem man in jeder Sekunde ansieht, wie sehr er hinter der Botschaft der Band steht. Bereits nach einer dreiviertel Stunde ist die Spielzeit der Band vorbei, das Publikum jedoch will ORPHANED LAND kaum von der Bühne lassen. Schade, dass den Israeli keine besserer Spielzeitpunkt zukam.
(Katharina.Beck/metal.de)

{VIRGIN STEELE}
Auf David DeFeis und seine Mannen von VIRGIN STEELE hatten sich so ziemlich alle Anwesenden schon im Vorfeld tierisch gefreut, ob des ‘Classic Metal-Set‘, der geboten werden sollte. Dass der Auftritt dann doch zu einer mittelprächtigen Katastrophe wurde, konnte man nicht absehen und liegt an zwei Faktoren: der Band und dem Sound. Auch auf Nachfragen habe ich keine vernünftige Erklärung bekommen, warum die Band ohne Bassisten angereist ist und die Show spielt. Es macht jedenfalls einen schlechten Eindruck, die Bassspuren vom Band erklingen zu lassen. Bei den Keyboards hingegen kann man davon absehen, da Herr DeFeis sich somit mehr auf den Gesang konzentrieren kann. Das wiederum kommt Nummern wie “Noble Savage“ oder “Symphony Of Steele“ sehr zugute, denn der VIRGIN STEELE-Sänger hat diese Songs in der Vergangenheit auch gerne mal versaut. In Gelsenkirchen ist er aber gut bei Stimme und so werden die oben genannten Stücke oder das geile “Through Blood And Fire“ sehr gut intoniert.

Die Band ist gut drauf, bewegt sich viel auf der Bühne und auch die Interaktion mit dem Publikum ist völlig in Ordnung. Ohne Bass allerdings hat die Band noch weniger Wumms als es der schlechte Sound sowieso schon zulässt. Was sich der Mischer hierbei gedacht hat, ist echt unerklärlich. Die ersten beiden Songs (“Immortal I Stand“; “The Wine Of Violence“) kann man nur erahnen, wenn überhaupt. Allgemein ändert sich der Sound während des Gigs nur um Nuancen zum Besseren, so dass der von der Band angestrebte Triumphzug zumindest soundtechnisch zum Desaster wird. Die Fans vor der Bühne scheint das wenig zu stören. Sie feiern die Band mit allerlei Crowdsurfern und lauthals mitgesungenen Refrains ordentlich ab.

Ein durchwachsener Gig also, der vor allem die Fragen offen ließ: Wo waren “The Burning Of Rome“, “Lion In Winter“, “Angel Of Light“ oder “Thy Kingdom Come“? Und vor allem, wo war das bitte ein ‘Classic Metal Set‘?
(Colin/metal.de)

{NEVERMORE}
Am 28. Mai veröffentlichen NEVERMORE nach fünf langen Jahren einen Nachfolger zu dem genialen “This Godless Endeavor“. Ob “The Obsidian Conspiracy“ an die Qualität der Meisterwerke wie dem oben genannten Album oder auch “Enemies Of Reality“ anknüpfen kann, wird sich spätestens Ende Mai zeigen. Am Sonntagabend konnte man sich bereits einen weiteren Eindruck des neuen Materials verschaffen. Und ja, jene vier Stücke von “The Obsidian Conspiracy“, welche von NEVERMORE zum Besten gegeben werden, reihen sich perfekt in die Setlist eines absolut gelungenen Konzerts ein. “The River Dragon Has Come“, “The Poison Throne“, “Born“ – auf einen Hit folgt der nächste – besonders die Performance von “This Godless Endeavor“ ist makellos.
Frontmann Warrel Dane beweist, dass er meiner Meinung nach zu den größten Sängern und auch Künstlern der Welt gehört. Auf jeden Fall hat er einen verdammt guten Tag erwischt, zeigt sich stimmlich absolut in Höchstform.

Auch der Rest der Band legt eine Professionalität an den Tag, die meines Erachtens alle anderen Bands des Sonntags überragt. Besonders Gitarrist Jeff Loomis weist eine geballte Ladung an Energie in seinem Spiel auf. Sollte er sich wahrhaftig mit seiner Fingerfertigkeit bei dem neuen Album zurückgehalten haben, wie in einigen Reviews zu lesen war, so ist an diesem Rock Hard-Sonntag nichts davon zu merken – wie beispielsweise bei “The Termination Proclamation“. Das Quintett verwandelt die Bühne in einen Spielplatz, auf welchem es sich nun mal so richtig austobt. Dabei kommt es einem so vor, als ob alle aus dem Umkreis dazu eingeladen seien, daran teilzunehmen. Die Songs werden nicht nur einfach ’heruntergedudelt‘, sondern jede einzelne Persönlichkeit von NEVERMORE ist mit Leib und Seele dabei. Ferner entsteht der Eindruck, dass die Jungs sich enorm auf diesen Gig gefreut haben. Diese Spielfreude wird ohne Weiteres vom Publikum gewürdigt und NEVERMORE werden abgefeiert, die Atmosphäre ist grandios und es herrscht im wahrsten Sinne des Wortes enorme Partystimmung.
Was wollte man mehr? Vielleicht hätten NEVERMORE eine etwas längere Spielzeit gebrauchen können. Es scheint nicht so gewesen zu sein, als ob irgendjemand aus dem Publikum damit ein Problem gehabt hätte. Des Weiteren muss auch der Sound gelobt werden. Alle Töne dröhnen klar und differenziert aus den Boxen. Das ist ein Punkt, der bei dem diesjährigen Rock Hard-Festival leider nicht selbstverständlich ist. NEVERMORE hätten am Sonntag locker die Position des Headliners haben und schließlich auch halten können. Selbst die großartige Show von RAGE konnte da nicht ganz mithalten.

(MR.MELKOR/Squealer-Rocks.de)

{SONATA ARCTICA}
Die Finnen von SONATA ARCTICA sind schon seit der Veröffentlichung ihres ersten Albums “Ecliptica“ ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite stehen die Fans, die der Band beinahe bedingungslos folgen, auf der anderen (vermutlich dunkleren) Seite gibt es die Metaller, die die Band als zu soft und kitschig empfinden. Auch das Rock Hard Festival ist in diese beiden Lager aufgespalten. Es ist längst nicht so voll vor der Bühne wie noch bei NEVERMORE und auch die Stimmung ist zu Beginn des Sets eher weniger toll. SONATA ARCTICA legen motiviert mit “Flag In The Ground“ los und man kann auch erste Crowdsurfer ausmachen.

Mitte des zweiten Songs ist es dann vorbei mit der guten Stimmung. Die Gitarre von Elias Viljanen ist kaum bis gar nicht mehr zu vernehmen, worunter nicht nur die Songs, sondern auch die Motivation des Saitenakrobaten leiden. Entnervt kontaktiert er immer häufiger seinen Roadie, der ebenfalls immer nervöser ob der streikenden Technik wird. Dass die Fans davon nichts mitbekommen, ist völlig ausgeschlossen. Dass sie zusammen mit der Band gute Miene zum bösen Spiel machen, ist ihnen hoch anzurechnen. Denn ihre Wirkung verfehlen Standards wie das geniale “FullMoon“, “Black Sheep“ oder “Don’t Say A Word“ dadurch total. Da war echt mehr drin und man kann der Band absolut keinen Vorwurf machen.

Sie haben gerockt, Gefühle transportiert und eine unterhaltsame Show geboten. Nur die Technik war heute gegen einen gelungenen Gig der finnischen Power Metaller. Schade, denn SONATA ARCTICA waren wirklich gut.
(Colin/metal.de)

{RAGE & LINGUA MORTIS ORCHESTRA}
Schon während man noch bei der Show von SONATA ARCTICA in der Gelsenkirchener Abendsonne sitzt, kündigen sich im Hintergrund der Bühne aufwendige Umbaumaßnahmen für den Höhepunkt des Rock Hard Festivals an:
Die Vorbereitungen für die mit Spannung erwartete Abschlussshow des Festivals von RAGE zusammen mit dem LINGUA MORTIS ORCHESTRA laufen auf Hochtouren und das Herantragen von Notenständern, Cello- und Violinkästen und sogar einer bunten Horde von Blechbläsern weißt auf ein nicht ganz neues aber dennoch außergewöhnliches Experiment hin – Metal und Klassik live auf einer Bühne zu interpretieren und stimmig zusammen zu bringen. Für mich steigt die Vorfreude stetig an je mehr Musiker an der Bühne vorbei Backstage verschwinden und nachdem der in meinen Ohren grauenhafte Heimorgel-Klamauk von Mambo-Kurt (man kann ihn nur hassen oder lieben!) überstanden war steht der Show von Peter ‘Peavy‘ Wagner und seinen heute zahlreichen Mannen und Frauen nichts mehr im Wege.

An der oben beschriebenen musikalischen Herausforderung versuchte sich erfolgreich RAGE-Gitarrist Victor Smolski, aus dessen Feder alle Arrangements für die Symbiose aus RAGE-Songs und der klassischen Untermalung durch das LINGUA MORTIS ORCHESTRA stammten, und am vergangenen Pfingstsonntag zeigte sich dabei für mich einmal aufs Neue wie nahe markiger Heavy Metal-Sound und der Bombast eines klassischen Orchesters beieinander liegen (können). Dennoch wurde hier bewusst die Vokabel Untermalung als Beschreibung für die Präsenz von Streichern und Bläsern gewählt, da das was musikalisch auf den Rängen des Amphitheaters ankam meiner Meinung nach ein relativ verwaschener Brei war. Darin hatte das augenscheinlich richtig rein preschende Orchester ebenso wie die beinahe komplett untergehende Sopranistin wenig Platz für Akzente, da alles doch sehr von den Hernern dominiert wurde.

Etwas mehr Harmonie hätte ich mir hier doch gewünscht, da so sicherlich viele Nuancen, die die prickelnden Momente in diesem Fall ausgemacht hätten, verloren gingen. Beeindruckend prägnant und musikalisch erstklassig konnte sich der – eine nicht übertriebene Phrase – Herr der Pianos hingegen durchsetzen.
Nichtsdestotrotz ging meiner Meinung nach das Konzept wie erwartet voll auf und RAGE und Orchester stellen einen sehr gelungenen Abschluss für das Rock Hard Festival 2010 dar. Die Stimmung steigerte sich mit jedem Klassiker wie “From The Cradle To The Grave”, “Black In Mind“ oder “Turn The Page“ und hielt auch neuen Songs, die in die Setlist integriert wurden stand.
So bleibt nicht nur ein äußerst gelungener Headliner-Auftritt in Erinnerung, sondern auch ein perfekter Abschluss eines, wie immer, gelungenen Festivals.
(Steffi Büttner/metal.de, freie Mitarbeiterin)
(all Picture by Edewolf/Squealer-Rock)