Squealer-Rocks.de Live-Review
Primal Fear und Brainstorm (19.11.2009, Rocktemple, Kerkrade (NL), Eric)

Nur durch einen Zufall erfuhr ich, dass es direkt bei mir um die Ecke, in dem schönen Holland, einen Club gibt, indem sehr häufig Konzerte stattfinden. Und wie der Zufall es will, spielte am selben Tag meiner Horizonterweiterung das Package Brainstorm und Primal Fear vor Ort. Nichts wie hin, dachte ich mir und war um zehn nach acht in einem Club, für den es in Deutschland nie und nimmer eine Genehmigung geben würde. Der Rocktemple liegt nämlich mitten in einem Wohngebiet, aber was solche Dinge betrifft, da waren unsere Nachbarn schon immer irgendwie cooler.

Der Club ist recht klein, denke mal das er bei etwas über dreihundert Nasen aus allen Nähten platzt. Soviel waren an diesem Abend nicht da, dennoch war es ordentlich besucht.

Um etwa viertel nach Acht gingen die Lampen aus und Brainstorm betraten die Bretter, die die Welt bedeuten. Doch was sehe ich da, die Band beginnt den Auftritt nur zu Viert...surprise, surprise. Wie uns Sänger Andy B. Frank später erklärt, befindet sich der Bassmann bei seiner Frau im Kreissaal, um ihr bei der Geburt ihres Kindes zur Seite zu stehen...nee, wat anständig. Brainstorm meistern die Situation hervorragend und führen souverän durch's Programm. Die Band kommt sehr sympathisch rüber und alle grinsen freundlich ins Publikum. Am "breitesten" ginst allerdings Gitarrist Torsten Ihlenfeld, ob für seine roten Augen und sein Dauergrinsen das allgegenwärtige Grippevirus verantwortlich war oder die Tatsache, dass man bei unseren toleranten Nachbarn sehr einfach an eine Tüte Gras gelangt??

Wie dem auch sei, die Schwaben wirkten sehr eingespielt und hatten das Publikum sofort auf ihrer Seite. Andy B. Frank hatte immer einen coolen Spruch auf Lager, redete mit dem Publikum auf deutsch, was gut ankam. Das Programm war sehr gut, es gab neue Songs vom neuen Album "Memorial Roots" und natürlich Songs wie "How do you feel", "Fire walk with me" und "All those words". Der Auftritt war sehr kurzweilig und ich, der die Band noch nie live erleben durfte, war begeistert und nicht nur ich. Daumen hoch für Brainstorm.

Nach einer relativ, kurzen Umbaupause enterten Primal Fear die Bühne und legten verdammt heavy los, klasse. Der Sound war um einiges lauter, nicht zu laut, sondern druckvoll und klar, ein Kompliment an den Hausmischer.

Primal Fear besetzten zurecht die Headlinerposition, nicht dass sie unbedingt die besseren Musiker sind oder die besseren Songs haben, ihr Auftreten macht es aus. Sie zeigen direkt wo der Hammer hängt und machen keinen Hehl daraus, dass sie vor Selbstvertrauen nur so strotzen. Das wirkt zu keiner Zeit arrogant sondern einfach nur überzeugend. Bei solch einer Besetzung ist das aber auch kein Wunder, mit einem Randy Black an den Drums und einem Alex Beyrodt an der Gitarre kann einfach nichts schief gehen und die anderen sind ja nun wahrlich auch nicht von schlechten Eltern.

Matt Sinner hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz und macht keine Gefangene. Das Gitarrenduell zwischen Henny Wolter und Alex Beyrodt war der Hammer, einem Henny Wolter bei der Arbeit zu beobachten macht sowieso Freude, hat er doch andauernd den Schalk im Nacken und rockt ständig mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Ralf Scheepers singt, auch wenn ihm diese ewigen Vergleiche wohl auf die Nerven gehen und trotz Grippe, besser als ein Rob Halford in seinen besten Tagen, klasse!!! Allerdings kommt er mir ein wenig vor wie eine Kunstfigur. Er wirkt unnahbar, lebt anscheinend in einer Muckibude und redet nicht auf deutsch sondern auf englisch, was irgendwie störend wirkt. Das ist aber schon der einzige Kritikpunkt, ansonsten war es ein toller Gig. Songs wie "Six times dead" "Sign of fear" sind unschlagbar und auch der relativ ruhige Song "Fighting the darkness" sorgte für eine Gänshaut.

Alles in allem in toller Abend, zwei Bands die wirklich Spaß machten und eine Location die für solche Abende bestens geeignet ist. Mehr, viel mehr davon....!!!!!

(Dieses Review stammt von Christoph Jungen, vielen Dank dafür!)