u.a. Suidakra und Van Canto (09.03.2009, Essen, Turock, Colin)
Unser Redaktionsazubi Marcus hat seinen freien Tag am Valentinstag genutzt und ist mit seiner besseren Hälfte für Squealer-Rocks ins Turock zur Dong-Open-Air Winterparty gepilgert um sich ordentlich den Schädel durchpusten zu lassen. Lest was er gesehen hat:
Am Samstag, den 14.Februar,fand im Essener Turock die so genannte DONG OPEN AIR WINTER PARTY statt. So genannt deshalb, da von einer Veranstaltung an der frischen, kalten Luft nicht die Rede sein kann. Alle an dem Abend aufgetretenen Bands präsentierten ihre Shows schließlich „bloß“ im Konzertsaal des Clubs. Man möge das hier bitte nicht als eine sarkastische Kritik verstehen. Auch ich kann mir nicht vorstellen, mehrere Bands an einem kalten Winterabend draußen bei Minustemperaturen zu erleben, während ich versuche meine Hände an den Flammen einer eventuell vorhandenen Ghettotonne zu wärmen und dazu noch ein ordentlich gekühltes und frisch gezapftes Bier zu trinken. Dennoch könnte der Name dieser Party für Verwirrung sorgen.
Aber genug davon, schließlich war es eine wirklich gelungene Veranstaltung, an der es mehr zu loben als zu kritisieren gibt. Das Turock gehört mit seiner, im direkten Vergleich, ordentlichen Akustik zu den bevorzugten Clubs, wenn es darum geht, eine Band live erleben zu wollen. Auch das Ambiente kann man als stimmig bezeichnen. Es wird zusätzlich noch durch eine gewisse Gemütlichkeit, die die Räumlichkeiten einem vermitteln, bestätigt. Auch die Getränkepreise sind in dieser Location im normalen Bereich anzusiedeln. Man sollte also nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig erwarten. Ist einem das Bier auf die Blase geschlagen, kann man außerdem mit gutem Gewissen die dort vorhandenen Toiletten benutzen. Man muss keinen Gedanken daran verschwenden, ob man nicht doch besser sein Glück draußen versucht. Nicht zuletzt, da man sonst das Risiko eingehen könnte, einem unschönen Erlebnis zum Opfer zu fallen. Für eine Besucherzahl von ungefähr 300 Gästen befand sich an diesem Abend also das so genannte stille Örtchen in einem akzeptablen Zustand.
Soviel zu dem Thema, nun zum eigentlichen Event. Wie man sich hier schon vorstellen kann: es fand ein Ausverkauf statt. Es gab keine Ecke in dem Laden, in welcher man sich einigermaßen bewegen konnte. Überall stand das Publikum dicht an dicht und die Leute versuchten einen Blick auf die Bühne zu ergattern. Hier wäre vielleicht ein bisschen weniger mehr gewesen, und zwar mehr Luft und Freiraum für alle. Die Auftritte der Bands, die am besagten 14.Februar ihr musikalisches Können unter Beweis stellten, gestalteten das Programm abwechslungsreich und speziell. Es war ein angebrachter Vorwand, mit Freunden anzustoßen, während geile Musik seinen Weg ins Gehör fand.
Als die Band aufzutreten, die den Abend eröffnet, ist kein leichter Job. Öfters ist das Publikum noch nicht ganz in Stimmung, um sich auf das musikalische Geschehen einzulassen, schon gar nicht wenn es sich auf der Bühne um eine nur halbwegs bekannte Truppe handelt. SYNASTHASIAs sehr gemischter Metal der Marke SLAYER und ICED EARTH welcher mit ein wenig Hardcore verfeinert ist, fand dennoch seine Anerkennung bei den Zuschauern. Das lag insbesondere daran, dass das Quintett offensichtlich richtig Lust auf diesen Auftritt hatte und dies durch geballte Energie zum Ausdruck brachte. Auf aggressive Screams folgte klarer Gesang, wobei dies natürlich auch umgekehrt stattfand. Dies schien genau das Richtige für die ansässigen Leute zu sein. Zumal SYNASTHASIAs Musik auch einfach als gut anzuerkennen war. Kurz und knapp: der Auftritt war sehr gelungen.
ROCKETCHIEF konnten die enorme Partystimmung beim Publikum leider nicht aufrechterhalten. Das was aus den Lautsprechern ertönte, entsprach nicht unbedingt dem, was man von einer Band mit diesem Namen erwartet hätte.
Zum einem lag es an der Musik, die vor allem an ein Vorhaben nach VOLBEAT klingen zu wollen erinnerte. Ich selbst halte viel von dem Stil, den VOLBEAT praktizieren, und finde es sehr gut, wenn sich andere Bands diesem bedienen. Ich habe keinen Beweis dafür, dass dies genau das allgemeine Vorhaben der hier zu besprechenden Band ist. Nach meiner Auffassung wirkte das an dem Abend so und dies leider nicht in besonderer Qualität. Vielleicht spricht hier auch bloß meine Enttäuschung, weil ROCKETCHIEF für mich nach einer Powermetal-Band klingt und die hatte ich halt erwartet. Wie man an dieser Stelle richtig hinein interpretieren könnte, ich hatte absolut keine Ahnung von dieser Band! Desweiteren war die Performance alles andere als mitreißend. Der Funke sprang so gar nicht über. Und wie ich feststellen durfte, war ich nicht der Einzige dem es so erging und so wurde der Saal während des Konzerts immer leerer.
ADORNED BROOD bewiesen an diesem Abend, dass sie auch ohne ihre Sängerin in der Lage sind eine gute Show zu machen. Das Fehlen der weiblichen Stimme fiel zwar auf, aber es störte nicht. Jeder Song funktionierte und die vier Herren schienen offensichtlich enormen Spaß auf der Bühne zu haben. Dies machte sich ebenfalls beim Publikum bemerkbar, das fast jeden der keltischen Metalsongs ausgiebig durch gemeinsames Mitgrölen feierte.
Es würde mich deshalb auch nicht wundern im Nachhinein zu erfahren, dass die Damen und Herren hinter den Theken während des Konzerts eine Verschnaufpause hatten. Die beeindruckende Performance und der dazugehörige Anteil guter Songs ließ keinen Freiraum für eine Bieranstellpause. Man hätte dann ja was verpassen können. Unter anderem war auch der Saal bis zur kleinsten und engsten Ecke mit Leuten ausgefüllt. Am Ende der Show schien der größte Anteil des Publikums sehr zufrieden gewesen zu sein. Es war auf jeden Fall keine kritische Stimme zu vernehmen. Nur Einer könnte eventuell ein wenig der Enttäuschung verfallen sein. Hinter mir stand ein junger Kollege, der auf das Stück “Drunken Sailor“ hoffte, besonders dann als der letzte Song angekündigt wurde. “Drunken Sailor“ stand bei diesem Gig aber leider nicht auf dem Programm. Diese Tatsache sollte dennoch eigentlich das Gesamtbild nicht besonders getrübt haben.
Wem die zwei Alben der A Capella Rocker VAN CANTO bekannt sind, könnte sich verständlicherweise die Frage stellen, wie wohl diese aus sechs Köpfen bestehende Truppe, die von ihnen eingesungenen Songs auch einem Livepublikum zugänglich macht. Oder man kann es letztendlich auch ganz einfach formulieren: Bringen es VAN CANTO auf der Bühne? Diese Frage lässt sich nach einem Konzertbesuch schnell und direkt beantworten. Ja, VAN CANTO bieten eine wirklich gute Show. Sie präsentieren ihr Songmaterial in einer intensiven, aber auch lockeren Performance und reißen dabei ebenfalls das Publikum mit. Natürlich muss man mit dieser Band etwas anfangen können, um überhaupt auch nur ansatzweise zu einem solchen positiven Urteil zukommen. Aber auch diejenigen, die ein gewisses Maß an Vorurteilen in sich verspüren, sobald sie den Namen VAN CANTO hören, könnten bei der Anwesenheit eines Konzerts angenehm überrascht werden. Sänger Sly war aufgrund, wenn ich mich recht entsinne, starker Halsschmerzen nicht in der Lage an dem Auftritt teilzunehmen und überließ seiner Partnerin Inga das Feld. Sie bekam aber tatkräftige Unterstützung von ihrem Bandkollegen Stef, der normalerweise für die sogenannten „Lower Rakkatakka“ Vocals verantwortlich ist. Leider musste deshalb das Konzert auf acht Songs gekürzt werden, wobei hier besonders viel wert auf Coverversionen gelegt wurde. Anscheinend wollte man auf Nummer sicher gehen und nicht dem Risiko gegenübertreten eventuell doch ein enttäuschtes Publikum hinter sich zulassen. Denn trotz aller Lobeshymnen muss ich zugeben, dass der Sänger gefehlt hat und dass die meisten Eigenkompositionen ohne seine Stimme live wohl nicht möglich sind.
Dennoch hat die Band das Beste aus der Show gemacht was möglich war und das sollte ihr hoch angerechnet werden. Anfänglich zeigte sich Sängerin Inga noch sehr nervös, sprach bei den Ansagen auch sehr leise. Sie lockerte sich erst nach dem dritten Song ''Wishmaster''. Anscheinend war sie wohl erst dann wirklich überzeugt davon,das sie sich auf ihren Bandkollegen Stef verlassen konnte. Er hat ernsthaft einen guten Job geleistet, besonders wenn man dabei bedenkt, welche Position er übernommen hat. Des Weiteren zeigte sich das Publikum beeindruckt und feierte jeden Titel mit. Sänger Sly beobachtete währenddessen das Geschehen rechts vom Bühnenrand aus. Das Publikum war sehr guter Stimmung und machte aus dem Konzert eine Party, genauso wie es sein sollte. Auch bei speziellen Heiligtümern wie ''Fear Of The Dark''oder ''Kings Of Metal'' ließ die Band kein Zweifel daran, dass sie wahrhaftig was auf dem Kasten hat und das Publikum überzeugen kann. Nach dem Metallica-Klassiker ''Battery'' war dann Schluß. Auf die Forderung nach einer Zugabe ließ sich die Band nicht ein. Ohne Sänger Sly war einfach nichts mehr zumachen. Trotzdem fand sich sehr viel positive Resonanz beim Publikum. Ich schließe mich dem an und empfehle, dass man VAN CANTO mal live sehen sollte, um sich wirklich ein Urteil über ihre Musik bilden.
Wenn allein schon der Frontmann auf den Namen „Sir Optimus Prime“ hört, dann erwartet man von dieser Band eine extrem spaßige, intensive und mitreißende Show, bei welcher auf alles wert gelegt werden würde, nur nicht auf Ernsthaftigkeit. Man erwartet ein Konzert, dem man lachend mit dem Bier in der Hand begeistert beiwohnt. Genau das boten GRAILKNIGHTS. Was hier an freudiger Stimmung aufkam, sollte an diesem Abend nicht mehr übertroffen werden. Mit Schlachtengesang, Sprechchören und Crowdsurfing drückte das Publikum seine Sympathie für das Quartett aus. Die Band erwiderte dies mit einer Spielfreudigkeit, die bei allen Beteiligten für den größten Endorphin-Schub sorgte. In Capes gehüllt, die die vier Herren aus Niedersachsen wie eine gekonnte Parodie auf Superman wirken ließen, zelebrierten sie ihren ironisch angehauchten Mittelalter-Rock auf eine Weise, welche einfach nur wunderbar war. Auch der Drache Urks hatte Grund zur Freude. Aufgrund von Platzmangel in dem sehr gefüllten Saal konnte er dem Duell mit Lord Lightbringer entgehen. Nur das gelegentliche Aussetzen beim Sound sollte der einzige zu erwähnende Kritikpunkt werden. Für ein paar Sekunden war von der Band auf einmal nichts mehr zu hören. Das kam zwar, wie schon formuliert, nicht oft vor, aber es hätte nicht sein müssen. Nichtsdestotrotz war das Konzert das erfolgreichste an diesem Abend, denn die Resonanz des Publikums war bei GRAILKNIGHTS am größten. Wer ein wenig mit Skurrilität anfangen kann, sollte sich eine Show dieser Band mal zu Gemüte führen.
Das anfangs noch kleine Problem mit dem Sound während des GRAILKNIGHTS Gigs wurde SUIDAKRA leider zum Verhängnis. Eine Katastrophe bahnte sich ihren Weg zum Gehörsinn eines jeden Konzertbesuchers. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es irgendjemanden gab – die Band eingeschlossen –, der diesen Sound als akzeptabel empfand. Die Saiteninstrumente waren chancenlos gegen die Übermacht des Schlagzeugs. Nur wer mit einem ausgeprägten Erinnerungsvermögen ausgestattet war, konnte es sich wohl ansatzweise vorstellen, welche Melodien im wahrsten Sinne des Wortes aus den Boxen pufften. Sie waren definitiv zu leise.
Auch die Performance von Arkadius war kaum wahrzunehmen. Seine Stimme war so sehr in den Hintergrund gedrängt, dass die Vocals extrem undeutlich in den Saal schallten. Bloß das Schlagzeug protzte vor lauter Kraft. Dass das im Allgemeinen für eine gute Show nicht reicht, weiß doch wohl jeder. Es sei denn ein Schlagzeuger gibt ein Solokonzert. Ja, ich war verärgert. Zumal SUIDAKRA an diesem Abend als Headliner fungierten und fünf Songs ihres mittlerweile aktuell erschienenen Albums “Crogacht“ zum ersten Mal live spielten. Mir fehlt für eine solche Soundverhunzung vollkommen das Verständnis. Was vorher geklappt hat, sollte doch ein wenig später immer noch möglich sein.
Auch wenn sich der größte Teil des Publikums während der Show verabschiedete, erhielt die Band vom Rest der Anwesenden feierliche Unterstützung. Das Triumvirat huldigte dies, indem es das Beste aus ihren Black Metal/Folk Rock Songs rausholte was ging. Man spürte förmlich SUIDAKRAs Willen, den Gig bis zum Ende durchzuziehen und nicht aufzugeben. Auf die Forderung nach einer Zugabe ging die Band mit zwei Songs auch noch ein. Nach “Wartunes“ folgte “Baile’s Strand“. Am Ende wurde es Gewissheit, dass das an sich ein richtig gutes Konzert gewesen wäre. Hoffentlich wird es beim nächsten Mal besser.
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