ESP und Skip Rock (14.02.2009, Kaiserslautern, Fritz-Walter-Stadion, Eric)
Eins vorab: Wir hätten euch diesen Bericht gerne mit ein paar Bildern garniert, wenn uns die ausgesprochen wichtigtuerischen Menschen von der Security das denn gestattet hätten. Vermutlich lassen sich die Herren von Kiss auch dies fürstlich bezahlen entsprechend der Möglichkeit, sich gegen die Entrichtung von deren Euronen Sieben mit den Bandmitgliedern ablichten zu lassen. Kommentar überflüssig ...
Nun denn, also ohne Bilder, aber nicht ohne Begeisterung: Crime & Passion eröffnen einen höchst kurzweiligen Abend und zeigen, wie der Kollege meinte, dass es nicht mehr braucht als zwei Vollblutmusiker, zwei Gitarren und ein bisschen Strom, um zu rocken. Nicht umsonst zählen DJ Eleski und Mark Schlick zu den lokalen Helden, denn was die beiden aus zwei Gitarren zaubern ist stellenweise schon atemberaubend und dazu garniert mit Ansagen und einer Bühnenpräsenz von allerhöchstem Unterhaltungswert. Kein Wunder, dass Crime & Passion in der Regel locker ein 4-stündiges Programm auf die Bühne zaubern. Heute gibt’s nur eine Stunde zwischen Pink Floyd und Rammstein und am Ende begeisterten Applaus und den ersten Sieger des Abends.
Die nächsten lokalen Helden lassen die Bühne eine Viertelstunde danach erbeben: Sin City eröffnen ihre knapp einstündige Show mit eben diesem Song und haben von Beginn an unter einem eher eingeschränkten Sound zu leiden. Tattoed Beat Messiah Pank donnert alles in Grund und Boden, während Frontmann Porty bei allen Bemühungen kaum zu hören ist. Ein Wermutstropfen auf eine, wie von der Kapelle gewohnt, astreine Show, die mit 3 Eigenkompositionen aufgelockert wird. Erstaunlich und aller Ehren Wert dazu, dass die Band trotz des gemischten Publikums Wegelagerernummern wie „Hells Bells“, „Highway To Hell“ oder „Thunderstruck“ konsequent außen vor lässt und uns stattdessen Rock'n'Roller wie „Up To My Neck In You“ oder „Rock'n'Roll Damnation“ vor den Latz knallt. Nach einer Stunde werden die Männer mit stürmischem Applaus verabschiedet – und ich habe sogar einige, durch Shirts und ähnliches eindeutig als Kiss-Fans erkenntliche, Fans heimlich klatschen sehen ...
Skip Rock haben anschließend einen ganz schweren Stand. Als völlig unbekannte Combo nach zwei lokalen Größen die Bühne betreten zu müssen macht die Sache schon nicht einfach, und noch dazu präsentieren die Franken eigene Songs, was im Cover-Overkill dieses Abends fast exotisch wirkt. Dementsprechend hat der Vierer mit eher zurückhaltenden Publikumsreaktionen zu kämpfen, was angesichts ihres astreinen, sleazig angehauchten und geradlinigen Hard Rocks ausgesprochen schade ist. Nummern wie „We Rock“ oder „Lies“ kommen herrlich direkt durch die Mitte, treten ordentlich Arsch und sind eigentlich gemacht für bestes Live-Entertainment. Zwei Nachspielstücke müssen dann aber auch bei Skip Rock herhalten, „Nutbush City Limits“ und das unsterbliche „Rock'n'Roll“ rufen bezeichnenderweise dann die meisten Reaktionen hervor. Am Ende wird der Vierer nach einer Zugabe dann doch mit dem Applaus verabschiedet, der ihnen zusteht.
Um 23 Uhr ist dann endlich Rockstar-Alarm in der Nordtribüne des Betzenberges. Klar, wer eine solche Zeit bei der Crüe uberstanden hat wie Mr. John Corabi muss ohnehin über allem stehen. Für seine Bühnenpräsenz gilt dementsprechend: Cool, cooler, Corabi! Eric Singer Project eröffnet stilecht mit „Parasite“, und die mittlerweile gut gefüllte Halle geht höchst zufrieden mit. Bruce Kulick macht sein eigenes Ding auf der rechten Bühnenseite, Bandchef Singer ist hinter seiner Schießbude eh kaum auszumachen, Muskelprotz Chuck Garric übernimmt das Mikro für einige Songs und liefert ansonsten Gute Laune und Rockstar-Gepose in Reinkultur, während Corabi ... naja, einfach cool ist. Ohnehin, wer solche Songs in der Hinterhand hat, braucht keine Effektehascherei und keine künstlich gepimpte Show. ESP schöpfen aus dem vollen, sei es nun Kiss („I Love It Loud“, „Black Diamond“), Alice Cooper („Under My Wheels“) oder Mötley Crüe mit „Power To The Music“. Da kann natürlich nix schiefgehen, zumal die Männer auch mal gerne über den Tellerrand schauen und mit „Highway Star“, „Helter Skelter“, einer atemberaubenden Version von „Ace Of Spades“ und dem Queen-Rocker „Tie Your Mother Down“ weitere Fremd-Shitkicker vor dem Herrn präsentieren.
Wenn wir denn nörgeln wollten, dann am ehesten über die Spielzeit. ESP bringen es nicht mal auf 90 Minuten, was für sich genommen in Anbetracht des Headliner-Stauts eher dünn ist. Andererseits: Gemessen daran, dass gleich vier Band zum gepflegten Abrocken eingeladen haben, mehr als 4 Stunden astreiner Rock-Performance geboten wurde und das ganze zum Preis von äußerst fairen 19 Euro über die Bühne ging, wäre derartiges Gemecker kleinkariert. Sahen an diesem Abend ein paar Hundert Fans im übrigen genauso, die nach Mitternacht die Halle mit einem höchst zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht verließen.
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