"Heute ist mein Herz gebrochen, Ronnie ist am 16. Mai um 7:45 Uhr morgens verstorben.
Viele viele Freunde und Familienmitglieder konnten sich noch von ihm verabschieden, bevor er friedlich eingeschlafen ist.
Ronnie wusste, wie sehr er von allen geliebt wurde. Wir wissen die Liebe und Unterstützung zu schätzen, die Ihr alle uns geschenkt habt.
Bitte gebt uns ein paar Tage Zeit, um diesen schrecklichen Verlust in Ruhe zu verarbeiten. Er hat Euch alle geliebt, und seine Musik wird immer weiterleben."
Diese Message von Wendy Dio zog uns allen die Schuhe aus, der 16. Mai 2010, einer der schwärzesten Tage in der Geschichte des Heavy Metal.
Ronnie James Dio hatte bis zum Schluß gegen seine Krankheit gekämpft.
Der Krebs war stärker, aber er ist nicht tot...tot ist nur derjenige, den man vergisst und in unseren Herzen wird Ronnie immer weiterleben, so wie es sich für eine Legende gehört.
Eine Legende war er schon zu Lebzeiten und er wäre es bestimmt nicht geworden, wäre sein Vater nicht gewesen.
Er sorgte nicht nur dafür, daß Ronald Padavona (wie er richtig hieß) am 10. Juli 1942 in Portsmouth/New Hampshire das Licht der Welt erblickte,
sondern überzeugte seinen Sprößling auch davon, daß es für ihn besser wäre, ein Musikinstrument zu lernen, anstatt ein Baseballstar zu werden.
Und das tut Little Ronnie auch, er übt sich auf der Trompete, bis er den Rock'n'Roll entdeckt und seinen verdutzten Erzeuger erklärt,
daß er das Blechinstrument an den Nagel hängt um sich fortan als Bassist und Sänger in einer Band zu verdingen.
In den Annalen des Rock'n'Roll der 50er und frühen 60er Jahre hat er wohl keine großen Spuren hinterlassen. Auch wenn er sich von nun an Dio nennt
(Vorlage dafür war ein Buch über einen Mafiosi) schafft er es immerhin, unter solch obskuren Namen wie Ronnie And The Red Caps, Ronnie Dio And The Prophets,
Ronnie Dio And The Electric Elves einige Singles aufzunehmen.
Erst als Dio das "Electric" aus den Bandnamen streicht und diesen wenig später auf Elf verkürzt legt er den Bass neben die Trompete, um sich fortan voll und ganz auf den
Gesang zu konzentrieren. Doch damit nicht genug, 1972 sehen Roger Glover und Ian Paice
eines Abends Elf bei einen ihrer Auftritte und beschließen, die Band fortan unter ihre Fittiche zu nehmen.
Beide produzieren nicht nur das gleichnamige Debut von Elf (Roger Glover wird bei den nächsten Elf Alben Carolina Country Ball
und Trying To Burn The Sun ebenfalls an den Reglern im Studio sitzen), sondern laden die Newcomer auch ein, das Vorprogramm von Deep Purple zu bestreiten.
Elf begleiten die Pioniere des Hard Rock schließlich von 1972 bis 1974 etliche Male als Vorband auf deren Amerikatourneen und mit der Zeit entwickeln sich intensive,
freundschaftliche Beziehungen zwischen den Musikern - vor allem zwischen Dio und Ritchie Blackmore. Blackmore, der rätselhafte Gitarrengott,
hat längst ein Auge auf Ronnie's Band geworfen und da er mittlerweilen seinen Dickkopf bei den anderen Purples nicht mehr so recht durchsetzen kann,
entschließt er sich, seine Siebensachen zu packen, um sich mit den anderen Elf Musikern (mit Ausnahme des Gitarristen natürlich) mit Rainbow nach
einer neuen musikalischen Zukunft umzusehen.
Ritchie Blackmore's Rainbow war bereits ein Achtungserfolg und nachdem Blackmore die komplette Mannschaft ausgetauscht hatte (nur Dio blieb) und mit
Rising wohl die klassische Heavy Metal LP der späten 70er Jahre veröffentlichte, krähte nach seiner Rückkehr zu Coverdale und Co. kein Hahn mehr.
Es war wohl das beste Line Up, welches Rainbow je hatte...Ronnie James Dio, Ritchie Blackmore, Tony Carey (keyb), Jimmy Bain (bass) und Cozy Powell (dr),
welches nach dem großartigen Live Album On Stage wieder zerfiel (Carey und Bain wurden gegen David Stone und Bob Daisley ausgetauscht), aber nach dem 1978er
Release Long Live Rock'n'Roll und der US Tournee im Vorgramm von REO Speedwagon erkennt Blackmore, daß seine Musik für den breiten
amerikanischen Markt zu exzentrisch ist. Den daraus resultierenden Schritt zu einem etwas poppigerem Anstrich des Regenbogens kann Dio
allerdings nicht nachvollziehen und zieht von dannen.
Rainbow verschwinden in den nächsten Jahren trotz einiger hammerharten AOR Alben wie Down To Earth (1979) oder Straight Between The Eyes (1982) langsam
in die Bedeutungslosigkeit, während Dio anfangs nicht weiß, wie es für ihn weitergehen soll.
Zwar ist es ihm gelungen, bei Rainbow aus dem Schatten eines unbekannten Sängers herauszutreten und mittlerweilen wird Ronnie in einem Atemzug
mit solchen Größen wie Robert Plant, Ian Gillan und David Coverdale genannt, aber ein guter Name ohne Band ist eben nur die Hälfte wert
und er kann nicht behaupten, daß ihn zu jener Zeit die Plattenfirmen die Tür einrennen. Urplötzlich ist es jedoch Tony Iommi, der bei dem
ehemaligen Rainbow Sänger anklopft und ihn anbietet, bei Black Sabbath den Platz des geschassten Ozzy Osbourne einzunehmen.
Mit Sabbath nimmt Dio zwei Alben auf - Heaven And Hell (1980) und Mob Rules (1981), vor allem ersteres gilt heute als regelrechter Klassiker unter den Heavy Metal Alben. Trotz seines Inputs gelingt es Black Sabbath nicht mehr, an die großen Erfolge in den frühen 70ern vollwertig anzuknüpfen. So verläßt Dio im November 1982 die Band wieder. Mehr über seine Zeit bei den Sab's findet ihr in meinem
Black Sabbath Special, welches ich vor einigen Jahren für Squealer-Rocks geschrieben habe.
Um endlich sein eigener Herr zu werden, gründet Dio im Jahr darauf schließlich seine eigene Band DIO, zusammen mit Bassist Jimmy Bain aus alten Rainbow Tagen,
Vinnie Appice und den blutjungen irischen Gitarristen Vivian Campbell (vormals Sweet Savage, heute Def Leppard). Später, nachdem das Debut Holy Diver auf
dem Markt ist, stößt noch Keyboarder Claude Schnell dazu und DIO geraten unerwarteter Weise dank solcher Klassiker wie das schon erwähnte Holy Diver Album (1983),
Last In Line (1984) und Sacret Heart (1985) von Anfang an in die Erfolgsspur. Dio's Name steht wie ein Fels in der Brandung und ist einer der
wenigen Künstler, der sich bei den, vorrangig in den 80ern gegenseitig bekriegenden Posern und Thrashern, gleichzeitig Respekt verschafft. Und
die Loyalität seiner Fans hält über die Jahre nicht nur an, sondern es kommen auch neue dazu - trotz einiger teilweise recht dürftiger Alben, die
man aber wohl jedem Künstler in seiner Karriere zugesteht. Das letzte Dio Studio
Album Master Of The Moon erscheint 2004. Längst ist die Originalbesetzung zerfallen, das Bandkarussel
schneller rotiert als eine 45 Single auf dem Plattenteller. Dio blieb über zwei Dekaden die einzigste Konstante.
Auch seine erneute Aktivität mit Tony Iommi, Geezer Butler und Vinnie Appice im Jahre 2007 sorgt für Furore.
Unter dem Banner Heaven & Hell gehen die Jungs wieder auf Tour und veröffentlichen das Comebackalbum The Devil You Know. Sein letztes Konzert
absolviert Ronnie James Dio am 29. August 2009 im Hous Of Blus/Atlantic City.
Da sich Tony Iommi erst einmal einer Operation unterziehen muß, reanimiert Dio seine Soloband und setzt eine Europatournee an, die allerdings drei Tage vor dem
Start in Glasgow abgesagt werden muß, als bei ihm Magenkrebs diagnostiziert wird. Die Behandlungen schlagen anfangs gut an und Ronnie gibt sich jederzeit optimistisch,
bald wieder auf der Bühne zu stehen. Aber als die Schmerzen wieder stärker werden, muß Dio am Nachmittag des 14. Mai 2010 ins Krankenhaus gebracht werden. Am späten Abend
des 15. Mai ist es absehbar, daß er die nächste Nacht wohl nicht überleben wird. Nachdem er sich von seinen
am Krankenbett anwesenden Freunden verabschiedet hat, verstirbt der kleine Mann mit den Big Lips am darauffolgenden Morgen um 7.46 Uhr amerikanischer
Ortszeit im Beisein seiner Frau Wendy.
Bei blabbermouth.com gibt unzählige Musikerstatements zu Ronnie's Tod. Teilweise sehr ergreifend, es wird nicht nur deutlich, daß er Generationen von Fans und Musiker
beeinflusst hat, sondern auch, daß er über die Jahre immer Mensch geblieben ist und nie vergaß, wo er herkam.
Er ließ niemals den Rockstar heraushängen, Dio war der Typ, mit dem sich die Fans völlig identifizieren konnten.
Bewahren wir sein Andenken, hören wir weiter seine Platten...Ronnie, wir werden dich niemals vergessen.
Long Live Ronnie James Dio, The Man On The Silver Mountain!
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