BLACK SABBATH: A JOURNEY THROUGH HEAVEN AND HELL
Wer hätte das gedacht, dass Ronnie James Dio und Black Sabbath auf ihre alten Tage noch einmal gemeinsame Sache machen? Nach diversen Splits und Zeiten, in denen man gar nicht gut aufeinander zu sprechen war, raufen sich beide Parteien im Jahre des Herrn 2007 wieder zusammen und beackern wie früher die Bühnenbretter, welche bekanntlich die Welt bedeuten.
Momentan tourt man in den USA zusammen mit Judas Priest, Motörhead und Testament im Rahmen der „Metal Master“ Tournee, ein neues Album ist in Mache…Grund genug für Squealer Rocks, die Dio Sabbath Ära einmal Revue passieren zu lassen…
Ronnie James Dio und Black Sabbath
Als Dio im Spätsommer 1979 den Platz des geschassten Ozzy Osbourne einnimmt, ist er beileibe kein Unbekannter mehr.
Ronnie James Dio kommt als Ronald Padavonna am 10. Juli (wahrscheinlich 1947) in Portsmouth im US Staat New Hampshire auf die Welt und wird zunächst hauptsächlich mit der Band ELF bekannt, die von 1972 bis 1974 etliche Male als Vorgruppe von Deep Purple durch die Staaten touren und erlangt ab 1975 als Leadsinger von Ritchie Blackmore’s Rainbow große Popularität. Nach vier Alben verlässt er die Band, weil er sich nicht mit der AOR Schiene, welche Blackmore anstrebt, anfreunden kann.
Mit Dio nehmen Black Sabbath nach dessen Einstieg Heaven and Hell auf. Dank solcher Klassiker wie Die Young, Children of the Sea, Neon Knights oder Heaven and Hell wird das neue Album der Wendepunkt in der Karriere der Band. Durch den neuen frischen Sound und Dio’s exzellenter Stimme hebt sich Heaven and Hell von den letzten ziemlich missratenen Sabbath Scheiben wohltuend ab.
Heaven and Hell erscheint im April 1980 und erreicht in England Platz 9 und in den US Charts Platz 28. Das erste Mal seit Jahren kommen vor allen in den Staaten die LP Verkäufe wieder schwer ins Rollen. Bereits im Januar 1980 bekam das Best of Doppel-Album We Sold Our Soul For Rock’n’Roll aus dem Jahr 1975 posthum Gold für 500.000 verkaufte Exemplare. Im Januar 1981 hat Heaven and Hell in den USA ebenfalls Gold Status erreicht (knapp 5 Jahre später überschreitet das Album schließlich auch die 1 Mio. Grenze, was eine Platinauszeichnung bedeutet. Für mehr sollte es für ein Sabbath Album aus der Post-Ozzy Ära allerdings nicht reichen, einzig und allein Mob Rules erreicht 1986 Gold).
Live bringt Dio Schwung und Enthusiasmus in die Band, wird aber trotz allem von den Fans teilweise nicht akzeptiert, denn die Black Sabbath Anhängerschaft ist mittlerweile in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite sind Ozzy’s eiserne Fans, die mehr Gefallen an dessen Solokarriere finden und auf der anderen die eher toleranten, die voll hinter der neuen Besetzung stehen.
Im August 1980 während der Heaven and Hell Tour verlässt auch Drummer Bill Ward aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen seine alte Band.
Bill Ward steigt aus
Bill Ward: „Ich rutschte immer mehr ab. Ich befand mich in einem unglaublichen Dauerrauschzustand und war 24 Stunden am Tag besoffen. Ich spürte, dass ich innerlich verreckte. Deshalb wirken meine Live Shows damals so tot. Ich musste unbedingt die Bremse reinhauen. die Flasche war wichtiger geworden als alles andere in meinen Leben. Ich war außer Kontrolle, vollkommen in den Klauen von König Alkohol. Manchmal hatte ich schon vor, mit Tony oder Geezer über unser Bandproblem zu sprechen, aber das Trinken stand für mich immer an erster Stelle. Eine fortschreitende Alkoholkrankheit hatte mich fest im Griff und brachte mich am Ende fast um. Ich kam auch mit der neuen Besetzung nicht zurecht. Ich war zwar persönlich befreundet mit Ronnie, aber musikalisch war er nicht mein Fall. Ich selber wollte eigentlich ganz woanders hin. Ronnies Texte wirkten für meinen Geschmack aufgesetzt, als ob er irgendwie versucht hätte, zu begreifen, was Black Sabbath war. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich Ronnie persönlich heute immer noch sehr schätze.“ (Quelle: Black Sabbath Biographie von Steven Rosen)
Als Ersatz angeln sich Black Sabbath einen jungen amerikanischen Schlagzeuger namens Vinnie Appice, mit dem man dann am 31. August auf einem riesigen Festival auf Hawaii deputiert und die restliche Tour zu Ende führt.
Mitte 1981 nehmen Black Sabbath das nun schon Zehnte Album Mob Rules auf. Stilistisch hat sich nichts geändert. Dio singt weiterhin von düsteren Geschichten in Voodoo, Failing off the Edge of the World und Mob Rules. Vinnie Appice hat sich spielerisch gut in die Band eingefügt und obwohl Mob Rules um keinen Deut schlechter ist als Heaven and Hell kommt das neue Album nicht so gut an wie sein Vorgänger.
Während der Tour, die 1981/82 hauptsächlich in den USA und Kanada stattfindet, kommt es erstmals zu Spannungen zwischen dem Duo Iommi/Butler und Dio, der auf einmal immer mehr Mitspracherecht innerhalb der Band fordert. Auch die musikalischen Differenzen werden immer größer und entladen sich im Studio teilweise in einem offenen Streit während der Abmischung zum Doppel Live Album Live Evil.
Der Split
Nach langen internen Quelereien wirft Ronnie James Dio im November 1982 schließlich das Handtuch, um mit Vinnie Appice seine eigene Band zu gründen. Monatelang bekriegen sich Dio und Black Sabbath in den Zeitungen und keine Partei läßt ein gutes Haar an der anderen.
Während Sabbath in den Folgejahren mit Ian Gillan, David Donato, Glenn Hughes, Ray Gillen und Tony Martin einen Sänger nach den anderen verbraten und sich die Rhythmus Abteilung ebenfalls als äußerst instabil erweist (1986 zieht auch Geezer Butler von dannen) sinkt allmählich der Stern von Ozzy’s einstiger Erfolgsband – trotz einiger sehr guter Alben.
Dio hingegen feiert mit solchen Jahrhundertalben wie Holy Diver und Last In Line quasi seinen dritten Frühling, Aber im Laufe der Zeit gerät auch sein Soloprojekt langsam ins Stocken. 1990 bei einem DIO Gig in Mineapolis taucht dann plötzlich Geezer Butler auf der Bühne auf und zusammen zockt man den alten Klassiker Neon Knights. Danach verziehen sich Geezer und Ronnie in eine Bar, redet über die alten Zeiten und begräbt den einstigen Streit.
Dabei läßt Dio bei dieser Gelegenheit durchblicken, dass eine Reunion für ihn durchaus in Betracht käme. Geezer Butler ruft am nächsten Tag gleich Tony Iommi in England an und erzählt ihm von diesen Treffen. Der Rest ist Geschichte. Die Tage von Tony Martin und Neil Murray sind gezählt und Dio und Butler sind wieder an Bord.
Die Reunion
Die Reunion steht allerdings unter keinen guten Stern. Schon kurze Zeit danach erleidet Cozy Powell einen ziemlich üblen Reitunfall, der ihn mehrere Monate ans Bett fesselt. Ronnie James Dio favorisiert sofort seinen Schlagzeuger aus der DIO Band Simon Wright, der 1983 Phil Rudd bei AC/DC abgelöst hatte und seit 1990 auf Dio’s Lohnliste stand, den Tony Iommi aber nicht mochte. So holt man sich Vinnie Appice zurück und die alte Mob Rules Besetzung von 1981 ist wieder komplett.
In dieser Besetzung wird 1992 Dehumanizer eingespielt das sich auch ganz gut verkauft, mehr aber auch nicht. Von Juni bis November touren Black Sabbath durch Amerika und Europa und letztendlich brechen die alten Probleme wieder auf, die schon einmal zum Auseinanderbrechen dieses Line Up’s geführt hatten. Und dies gipfelt schließlich in den beiden Konzerten in Costa Mesa/USA am 14. und 15. November 1992, als Ozzy Osbourne für seine Abschlußkonzerte Black Sabbath als Vorgruppe einlädt. Da es scheinbar unter seiner Würde ist, mit Black Sabbath für deren ehemaligen Sänger aufzutreten, verlässt Ronnie James Dio die Band vor den Costa Mesa Gigs. (Anmerkung: Um die Veranstaltung nicht absagen zu müssen, springt kurzerhand Rob Halford als Sänger ein – nachzuvollziehen auf dem Bootleg „Ozzy Meets The Priest“)
Seit 2007 tourt man unter dem Namen Heaven And Hell wieder durch die Lande – zwar ohne Bill Ward (der irgendwie nicht konnte oder wollte), stattdessen ist wieder Vinnie Appice dabei. Ebenfalls außen vor ist Geoff Nichols, der seit 1980 für sämtliche Keyboardparts live und im Studio verantwortlich ist. An seiner Stelle fungiert Scott Warren aus der Band von Ronnie James Dio.
(Geschrieben von Bombenleger, Stand: August 2008)