Squealer-Rocks.de CD-Review
Shadow Gallery - Room V

Genre: Progressive Rock/Metal
Review vom: 29.05.2005
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Inside Out



Wenn selbst Axt- und Schwert schwingende, true-metallische Stormriders beim Namen Shadow Gallery vor Ehrfurcht auf die stählernen Knie fallen, wenn meine holde Gemahlin – dem gemeinen Progressive Rock komplett abgeneigt – in schlichte Verzückung gerät und sich zu Sätzen wie „Was läuft denn da schönes?“ hinreißen lässt, kann man wohl ohne Übertreibung von einer Genre übergreifenden Band sprechen.

Für Prog Fans ist dieses Review wahrscheinlich sowieso überflüssig, weil die in den nächsten Wochen außer den Texten des Albums nichts anderes mehr lesen werden.
Denn – und das ist ein Naturgesetz – SG gehören nicht einfach zu den besseren Bands, sondern zur absoluten Speerspitze der Szene. Lange nicht so erfolgreich wie Pink Floyd, Dream Theater, Rush oder Kansas, aber nicht einen Deut schlechter. Und damit unentbehrlich für Fans der genannten Combos.

Vier lange Jahre ließen die U.S. Amerikaner ihre Fans seit dem Geniestreich „Legacy“ warten bis nun endlich „Room V“ angerauscht kommt. Dass das grandiose Vermächtnis nicht getoppt werden konnte, war von vornherein klar; etwas perfektes kann man nicht steigern. Doch es ist den sympathischen Jungs um Gary Wehrkamp erneut etwas
Gleichwertiges gelungen.
Das Album klingt zu jeder Sekunde nach Shadow Gallery, es ist aber gottlob keine Selbstkopie geworden.

Was macht die Mucke denn aber nun so einzigartig, so faszinierend, dass selbst Kuttenträger und weibliche Chris De Burgh Fans zu Gelegenheits – Proggies mutieren?
Ganz schlicht ausgedrückt ist es die erhabene Schönheit der Songs, die scheinbar nie enden wollenden zauberhaften Melodiebögen, die unfassbare Dichte des Sounds. Diese Ergriffenheit habe ich noch bei keiner anderen Band erlebt – bei keiner!
Würde Louis XIV. heute noch leben, er würde das Schloss von Versailles um die Alben von Shadow Gallery herumbauen.

Das musikalische Spektrum auf „Room V“ ist erneut gedrittelt. Ein Drittel lang wird saftig gefrickelt, was die genialen Finger hergeben; beim Zweiten wird die Rübe zu metallischen, tonnenschweren Riffs geschüttelt und das Tempo schon mal ordentlich angezogen; und die übrigen 33% bieten Platz für die ruhigen, dahinschwebenden Momente, die teilweise mit der Gastsängerin Laura Jaeger, die auch schon auf „Tyranny“ zu hören war, im Duett dargeboten werden.
Und das bei einer Gesamtspielzeit von 75 Minuten!

Apropos Gastmusiker: Ayreon Mastermind Arjen Lucasson zollt der Truppe ebenfalls seinen Respekt, indem er ein Gitarrensolo beisteuert.

Apropos „Tyranny“: Das neue Album ist die Fortsetzung der auf dem 98er Output begonnenen Story, die sich – ganz grob umrissen – um 2 Menschen dreht, die sich über das Internet kennengelernt haben und deren Bekanntschaft fatale Folgen hat. In der es aber auch um Sachen wie Genmanipulation geht – sehr vielschichtige, komplexe Geschichte, die auch Raum für Interpretationen lässt.
Angemerkt sei noch, dass es auf jeden Fall lohnt sich die Special Edition zuzulegen.
Für läppische 2 Euro Aufpreis gibt’s eine zweite Cd u.a. mit akustischen Versionen einiger Songs, einem 20-minütigen Pink Floyd Medley, sowie einem Video mit Erklärungen zur Story und interessanten Bildern von den Aufnahmen zum Album.

Sollten Shadow Gallery wieder 4 Jahre bis zu ihrem nächsten Streich vergehen lassen, wäre dies zwar bedauerlich, aber zu ertragen. Denn „Room V“ ist dermaßen geil, dass es mich solange über die Runden bringen würde.
Und noch ein Appell an die Band: Wenn ihr irgendwann mal auf Deutschland Tour kommt, kündigt es bitte früh genug an, damit ich mir rechtzeitig Urlaub nehmen kann. Denn mit einem einzelnen Konzertbesuch ist es da natürlich nicht getan.
(Vielen Dank an Stefan H. für die „Inspiration“).

Tracklist:
1.Manhunt
2.Comfort me
3.The Andromeda Strain
4.Vow
5.Birth of a Daughter
6.Death of a Mother
7.Lamentia
8.Seven Years
9.Dark
10.Thorn
11.The Archer of Ben Salem
12.Encrypted
13.Room V
14.Rain

Line up:
Brendt Allman – Guitars, Vocals
Mike Baker – Lead Vocals
Carl Cadden-James – Bass, Flute, Vocals
Joe Nevolo – Drums
Gary Wehrkamp – Guitars, Keyboards, Piano, Vocals

DISCOGRAPHY:

1992 - Shadow Gallery
1995 - Carved in Stone
1998 - Tyranny
2001 - Legacy
2005 - Room V
2007 - Prime Cuts (Best Of Compilation) 2009 - Digital Ghosts

SQUEALER-ROCKS Links:

Shadow Gallery - Room V (CD-Review)
Shadow Gallery - Digital Ghosts (CD-Review)

Shadow Gallery and support - Turock, Essen (Live-Review)

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